Nachruf von Rabbiner Joshua Spinner

Mitglied des Kuratorium des Rabbinerseminars zu Berlin

Dr. Roman Skoblo war ein Mann mit großen Ambitionen. Obwohl er sein Familienunternehmen führte und erweiterte, beschränkte sich sein Streben nicht darauf, mehr Hotels zu besitzen oder weitere Labore zu öffnen. Vielmehr war er ein Mann der Ideen und sein Ehrgeiz äußerte sich vor allem in der Umsetzung seiner großen Ideen. Er liebte es über seine Ideen zu sprechen, sie zu präsentieren, sie in vielen Gesprächen unnachgiebig immer wieder zu verfolgen, sie auch mal leicht abzuändern und dabei gelegentlich den Beitrag des Gesprächspartners mit einfließen zu lassen. Doch niemals würde er die Ideen loslassen oder die selben ihn. Sein größte Idee war die Notwendigkeit, der Verluste des Holocausts nicht durch Monumente und Gedenkstätten zu gedenken sondern durch die Erneuerung von Leben und Lernen.
Wie sollte man der unzähligen deutschen Professoren und Juristen gedenken, die im Holocaust umgekommen sind? Mit einem Stein, einer Gedenktafel? Nein, sagte Roman Skoblo. vielmehr sollten wir ihrer durch eine lebendige Institution gedenken, einen Ort, an dem die jüdischen Stimmen zur Lehre und zum Studium des Rechts wieder gehört werden. Und so waren die Berliner Studien zum Jüdischen Recht an der Humboldt-Universität geboren.

Er hatte so viele Ideen, nicht alle konnten realisiert werden. Er war entschlossen, die Erinnerung an den Verlust so vieler jüdischer Ärzte in Berlin nicht durch eine Gedenktafel zu bewahren, sondern durch die Errichtung eines Forschungsinstitutes zur Medizinethik, das von jüdischer Ethik geprägt ist. Diese Idee, und noch viele weitere, werden auf den nächsten Visionär warten, der große Ideen in Taten verwandelt, und könnte nach Roman Skoblo benannt werden.

Der wichtigste Ausdruck seiner großen Idee war stets, wie er an seine persönlichen Verluste erinnern konnte, das Verschwinden der gesamten Familien beider Eltern in den Flammen der Shoah. Einerseits stellen seine Kinder und Enkelkinder das persönlichste und kraftvollste Gedenken dar. Aber er wollte etwas noch Größeres erzielen, das in die Öffentlichkeit hinein wirkt, etwas woraus die Welt herum schöpfen kann und einen Lernmoment erzielt.

Er wollte, dass andere verstehen, dass die beste Art der Erinnerung an den Bruch die Kontinuität ist, an die Zerstörung der Aufbau und an das Auslöschen der Jiddischkeit deren Wiedergeburt ist.
Auch wenn Dr. Skoblo nicht in einem religiösen Haus aufwuchs, so war er fest in der jüdischen Vergangenheit verwurzelt, in der Welt seiner Eltern, Großeltern und Urgroßeltern. Er verstand daher intuitiv und wusste, dass die Mesorah wichtig ist. Mesorah bedeutet Übertragung, wörtlich das „Übergebene“. Es ist das, was wir von unseren Eltern erhalten und unseren Kindern weitergeben, und es macht uns zu Trägern der jahrtausendealten Geschichte der Juden.
Was ist nun das Labor, das diese Mesorah produziert? Und wer sind seine Techniker? Dr. Roman Skoblo kannte die Antwort. Das Mesorah-Labor ist der Ort des traditionellen Tora-Lernens, der „Makom-Tora“. Und die Mesorah-Techniker sind die Lehrer der Tora – die Rabbanim.
Also machte er sich daran, ein authentisches Makom Tora in Berlin zu schaffen, indem er die Beth-Zion-Synagoge kaufte, mit der Ronald S. Lauder-Stiftung zusammenarbeitete, um sie zu einem Ort des Tora-Studiums zu machen, und um sie herum das Skoblo Synagogen- und Bildungszentrum aufbaute.
Und als sich die Gelegenheit ergab, das Rabbinerseminar zu Berlin wieder zu gründen, um Rabbanim für Deutschland auszubilden, erklärte sich Dr. Skoblo sofort bereit, als Vorstandsmitglied zu fungieren und seine Zeit, Ressourcen und vor allem seine legendären Ideen für den Erfolg der Alt-Neu-Institution einzusetzen.
Dies sind die Denkmäler und Gedenkstätten, die Dr. Skoblo zum Gedenken an seine Familie geschaffen hat. Keine Steine, sondern Ideen. Keine Namen auf einer Tafel, sondern Menschen, die sie lesen. Keine stillen Denkmäler, sondern laute, geschäftige Lernstätten.
Dr. Roman Skoblo starb am Erev Shabbat, 4 Kislev 5781. Möge seine Erinnerung ein Segen und eine ständige Inspiration für uns alle sein, der Vergangenheit zu gedenken, indem wir für die Zukunft leben.