Bekanntlich sind die Tage, in denen wir uns gerade befinden (die Omer-Zeit) dadurch geprägt, dass man einige Trauerregeln einhalten muss. So darf man sich zum Beispiel bis Lag Baomer nicht die Haare schneiden. Den Grund dafür verrät uns der Talmud: der berühmte Rabbi Akiva hatte seinerzeit zwölf Tausend Paare von Schülern, und sie alle sind genau in dieser Zeit des Omer-Zählens gestorben, da sie sich gegenseitig nicht genügend geehrt hatten.

Bemerkenswert hierbei ist, dass unsere Weisen nicht sagen, dass die Schüler von Rabbi Akiva aufgrund einer Plage gestorben sind. Es wird tatsächlich geschrieben, dass sie an einer Plage gestorben sind, aber der Talmud sagt uns, dass das nicht die Ursache war, sondern die Folge. Und die Ursache für diese Plage war die, dass „sie sich gegenseitig nicht genügend geehrt hatten“!

Der Talmud erzählt, dass Rav Huna, einer der größten Weisen seinerzeit 400 Fässer von Wein hatte, die plötzlich sauer wurden – aus Wein wurde Essig. Als die Weisen das hörten, rieten sie Rav Huna darüber nachzudenken, ob er vielleicht eine Sünde begangen habe. „Verdächtigt ihr mich etwa, dass ich ein Sünder bin?“, fragte Rav Huna. „Verdächtigst du Gott, dass er grundlos bestraft?“, antworteten ihm die Weisen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass Rav Huna, ohne es zu wollen, etwas Falsches gemacht hatte.

Bemerkenswert dabei wiederum ist die Reaktion der Weisen. Sie sagten ihm nicht etwa: „Lieber Rav Huna, das nächste Mal pass auf wo du deine Weinfässer lagerst“. Denn das war schließlich nur die Folge. Sie rieten ihm dazu, den wahren Grund bzw. die Ursache des Problems zu suchen. Und dieses lag wohl in seinem falschem Verhalten. Tatsächlich erzählt der Talmud weiter, dass nachdem der Fehler von Rav Huna berichtigt wurde, die Essigpreise plötzlich anstiegen, so dass er letztendlich keine Verluste erlitt. Hieraus können wir eine wichtige Lektion entnehmen. Anstatt „So ein Pech“ zu sagen, wäre es viel mehr im Sinne unserer Weisen zu denken: „Was habe ich Schlechtes getan und wie kann ich das möglicherweise korrigieren?“.