Der Ewige schickt zwei Propheten zu Pharao, Moshe und Aharon, um die Juden aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien. Die Torah schreibt: „und er befahl ihnen über die Kinder von Yisrael und über Pharao, den König von Ägypten“. Die Kommentatoren erklären, dass Gott Moshe und Aharon genaue Anweisungen gegeben hatte, wie sie mit den Juden und mit dem Pharao sprechen sollten. Rashi schreibt, dass Gott ausdrücklich von seinen Gesandten verlangt hatte, Pharao mit Ehre entgegenzutreten und ihn keineswegs zu demütigen.

Die Baale Musar, so werden die Weisen genannt, die sich besonders mit der jüdischen Ethik beschäftigen, lernen daraus eine wichtige Lektion. Wer war Pharao? Einer der schlechtesten Menschen, die es je gegeben hat. Er tötete wöchentlich Hunderte von jüdischen Kindern, um ihr Blut für medizinische Zwecke zu benutzen. Er versklavte ein gesamtes Volk und erlegte ihnen viel Arbeit auf, aufgrund derer Tausende von Menschen sterben mussten. Er führte eine Rebellion gegen Gott an und auch nachdem eine schlimme Plage nach der anderen über sein Land Ägypten kam und sein Volk samt Hab und Gut dahinschwand, war er nicht willens, Gott zu gehorchen. Und dennoch befiehlt Gott ausdrücklich, dass mit Pharao ehrenvoll gesprochen werden soll. Er solle ja nicht beleidigt oder gedemütigt werden.

So können wir daraus folgende Lehre entnehmen: Wenn man sich so respektvoll einem schlimmen Feind gegenüber benehmen soll, umso mehr sollte man seine Freunde mit Respekt behandeln und umso mehr sollte man darauf achten, einen guten Menschen keinesfalls zu verletzen.

Und so heißt es im Talmud (Traktak Ketubot, 6tes Kapitel), dass es besser für einen ist, in einen Feuerofen zu fallen, als einen anderen Juden öffentlich zu demütigen (bzw. es zu verursachen, dass er beschämt wird). An einer anderen Stelle schreibt der Talmud sogar etwas noch drastischeres: wenn jemand einen Juden tötet, wird ihn zwar eine sehr harte Strafe erwarten, jedoch hat er einen Anteil an der zukünftigen Welt (nachdem er in Gehinnom gereinigt wird). Jemand aber, der einen anderen Juden demütigt bzw. diesen beschämt, wird KEINEN Anteil an der zukünftigen Welt haben.

So ist eine wichtige Lehre aus dieser Parascha diejenige, dass tatsächlich jedem Menschen Ehre gebührt.