Vorab möchte ich mich im Namen meiner Familie bedanken, für die mir erteilte Ehre, an diesem Fest der Ordination teilzunehmen. Die Zuneigung und die herzliche Verbundenheit der Rabbiner von Yeshiva und Kollel sowie ganz besonders des Vize-Präsidenten, Rabbiner Josh Spinner, beweisen, dass dieser Ort hier ein Haus ist, in welchem Thora aufgebaut wird. Auf dieser Thora lautet der Spruch: „Ihre Wege sind voll Lieblichkeit und alle Ihre Pfade friedvoll.“

Ich stehe hier vor Ihnen als Urenkel meines berühmten Ur-Großvaters Esriel Hildesheimer sel. A., Gründer des Rabbinerseminars zu Berlin, sein Ableben liegt 110 Jahre zurück. Die Jahrzeit ist im nächsten Monat. Nachdenkend stehe ich da und überlege, was er in diesen großen Minuten zu sagen hätte.

Das Rabbinerseminar war einst eines der wunderbaren Errungenschaften der Orthodoxie. Von diesem verbreiteten sich Thora-Lehrung und Thora-Führung in verschiedene Länder unserer Welt. Von dort sind hunderte Gelehrte als Prominente in verschiedenen Jüdischen Gemeinden eingesetzt worden. Diese jungen Rabbiner amtierten als Hüter der Jüdischen Tradition und Lehre.

Durch unsere Verfehlungen ist im Jahre 1939 (5699) auch auf diese Lehrstätte und all ihre Kader das Unglück eingebrochen. Alle Mannschaften des Seminars flüchteten oder fielen der Barbarei zum Opfer. Die Stimme der Thorah verstummte an diesem Ort.

Nun 70 Jahre danach, 2009 (5769), stehen wir wieder da mit den Schülern des Kollegs Berlin, nahe dem Ort des ehemaligen Rabbinerseminars zu Berlin. Diese Schüler erhielten heute diese Smicha (Ordination) als Rabbiner. Als neue Gelehrte schließen sie sich ihren Vorgängern an und werden den herrlichen jüdischen Weg ihren jüdischen Gemeinden weisen.

Bei dem Festakt der Eröffnung des Rabbinerseminars zu Berlin im Jahr 1874 (5634) erwähnte mein Urgroßvater sel.A. in seiner Ansprache den Spruch der Gelehrten: „Der Segen herrscht auf dem vom Auge Verdecktem.“ Er fügte den Kommentar hinzu, der besagt, dass es sich nicht um ein Objekt handelt, welches vom menschlichen Auge verdeckt ist, sondern vielmehr um etwas, das gar nicht sichtbar ist. Mit anderen Worten, um die Weisheit. Das jüdische Volk wurde mit viel Thora und Weisheit gewürdigt. Wie es steht: Und sie (die Thora) ist Eure Weisheit und Klugheit in den Augen aller Völker. Diese Weisheit hat nicht zum Ziel, einzelnen im Volk zu gehören. Sie sollte ein Teil eines jeden Juden sein. Und dies nach den Worten des Rambam:
Jeder Jude ist verpflichtet, an der Lehre der Thora teilzunehmen, ob arm, ob reich ob gesund, ob leidend, etc.
Eure Aufgabe ist es, ihr sehr geehrten jungen Rabbonim, dass unsere Thora ein Gut jedes Einzelnen wird.

Ich möchte mit einem viel zitierten Sprichwort von Rabbiner Esriel Hildesheimer schließen, dass er bei der jeweiligen Verabschiedung seiner Schüler erwähnte:

Den Vers: „Auf all deinen Pfaden erkenne den Schöpfer und er wird deine Wege richten“ stelle er als Dogma des Rabbinerseminars auf.

Er fügte für die Absolventen hinzu: Gehe auf deinen Wegen aber erkenne darin immer deinen Schöpfer als dann wird er deine Wege richten.“

Möge der Ewige geben, dass ihr mit Erfolg Eure Aufgaben erfüllt. Jeder an seinem Platz, Thora zu verbreiten und zu verherrlichen, zur Freude Eurer Lehrer und allen, die Euch umgeben.

– Es gilt das gesprochene Wort –