In unserem Wochenabschnitt wird von der Zählung des Volkes berichtet. Dabei wird ausdrücklich befohlen, dass jeder „lemishpechotam lewejt awotam“ – nach seiner Familie und nach dem Haus seines Vaters gezählt wird. Sprich, man hat nicht einfach gezählt: eins, zwei, drei, usw. Sondern man hat gezählt, wie viele Juden es in der jeweiligen Familie gibt, dann in den Großfamilie bis man wusste, wie viele Juden es in dem jeweiligen Stamm gibt. Es stellt sich die Frage, wieso das anscheinend von solch großer Bedeutung ist, dass Gott ausdrücklich befahl, die Zählung so durchzuführen?

Rav Yakow Breish von Zürich zitiert hierzu eine etwas merkwürdige Passage aus dem Talmud. Es heißt dort, dass die Weisen von Athen Rav Yehoshua zwei Stück Käse brachten und ihn fragten, ob er erraten könne, welches Stück Käse von einer weißen Ziege, und welches von einer schwarzen Ziege stamme. Als Antwort darauf brachte Rav Yehoshua zwei Eier und fragte, ob die griechischen Weisen erraten könnten, welches Ei von einem weißem Huhn und welches von einem Schwarzen stamme. Diese Begebenheit scheint ziemlich verwirrend zu sein. Was ist die Frage und was ist die Antwort?

R. Breish erklärt, dass die Weisen von Athen und R. Yehoshua miteinander indirekt durch Andeutungen sprachen – was in jener Zeit zwischen Weisen üblich war. Die Griechen wussten, dass bei den Juden „Yichus“, also Abstammung, von großer Bedeutung ist, und wollten R. Yehoshua fragen wieso das so sei. Deswegen brachten sie ihm die zwei Stücke Käse – was für eine Bedeutung soll es denn haben, ob der Käse von einer schwarzen oder von einer weißen Ziege kommt? Hauptsache es schmeckt! Genauso bei den Menschen – was für eine Bedeutung hat es, wer deine Vorfahren waren? Hauptsache du selbst bist ein guter Mensch. R. Yehoshua antwortete ihnen in seiner Weisheit, indem er zwei Eier brachte. Dies sollte Folgendes bedeuten: Fragt mich nicht zu etwas, das zum Essen bestimmt ist, denn dann macht es tatsächlich keinen Unterschied, welche Farbe die Ziege oder das Huhn hatten. Aber wenn man nicht vor hat, es zu essen, sondern so wie mit Eiern – dass aus ihnen Küken schlüpfen, dann macht es doch einen Unterschied, ob das Mutterhuhn weiß oder schwarz war – das Küken wird die selbe Farbe haben. Genau deswegen legen wir so viel Wert auf Abstammung, denn Charaktereigenschaften werden mit Genen an die nächste Generation weitergegeben (so finden wir auch in den Worten unserer Weisen, dass alle guten Charaktereigenschaften der Juden von den Patriarchen des Volkes vererbt worden sind).

Rav Breish erklärt, dass das auch der Grund ist, wieso die Zählung familienentsprechend durchgeführt wurde. Jeder Stamm, jede Großfamilie und jedes Mitglied eine Familie hatte abstammungsbedingt bestimmte Eigenschaften und Tugenden. Es gibt Menschen, die es lieben anderen zu helfen. Andere sind eher dazu geneigt, den ganzen Tag zu lernen. Andere wiederrum haben ein besonders enges Verhältnis zum Gebet. In dem Befehl, die Juden entsprechend der Familien und Stämme zu zählen, ist ein Hinweis für uns, dass jeder seine Neigungen erkennen sollte und gerade die starken Züge seiner Persönlichkeit entfalten sollte.