Kvod Harabbanim

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor nicht allzu langer Zeit kam ich als Einwandererkind mit meinen Eltern aus der ehemaligen Sowjetunion nach Leipzig. Ich hatte eine wundervolle Familie und fühlte mich, aufgrund des bucharischen Ursprungs meiner Eltern und Großeltern, dem Judentum sehr nahe. Aber ich wusste nur sehr wenig über das Judentum, wenig über unsere Tradition, wenig über unser Erbe und noch weniger über unsere Verantwortung, uns gegenseitig zu helfen.

Doch dann traf ich einen jungen Mann, David Chandalov. Er war ein Lehrer, ein Vorbild, eine Inspiration für mich. Er war damals in Leipzig, um ein gemeinsames Projekt der Ronald S. Lauder Foundation und der Leipziger Gemeinde zu leiten: das Torah Zentrum.
Und er veränderte mein Leben.

Ich begann, über das Judentum zu lernen, die Gesetze und Regeln zu befolgen und erkannte die Verantwortung, die mit dem Wissen und dem Praktizieren der Regeln einherging.

Interessanterweise war auch David Chandalov einige Jahre zuvor ebenfalls mit seiner Familie aus der ehemaligen Sowjetunion nach Leipzig gezogen. Er hatte eine wundervolle Familie und eine starke Bindung zum Judentum durch seine Eltern und Großeltern. Aber er wusste wenig über das Judentum und die Tradition, wenig über sein Erbe und noch weniger über die Verantwortung, einander zu helfen.

Und dann traf David einen jungen Mann, der von Mr. Ronald Lauder geschickt worden war, um junge Juden in Deutschland, auch in Leipzig, zu unterrichten, anzuleiten und zu inspirieren. Und auch sein Leben wurde damals verändert. Genauso wie mein Leben und das Lieben so vieler anderer.

Ich sehe es heute nicht nur als Gelegenheit, sondern auch als meine Verantwortung, Danke zu sagen.

Und ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit. Als ich über meine heutige Rede nachdachte, erinnerte mich meine Frau an eine wichtige Idee, die wir dem zentralen Gebet unserer Liturgie, der Amida, entnehmen können.

Die Amida beinhaltet viele verschiedene Themen: Gebete für den Frieden, für die Genesung, die Weisheit und noch mehr. Es ist üblich, die Amida leise zu sagen, dann wird sie von dem Vorbeter wiederholt. Während der Wiederholung der Amida wird eine einzige Passage von allen Betern laut gesprochen, das Modim, also die Danksagung.

Warum?

Die Antwort lautet: Wenn man Danke sagt, sollte man dies persönlich tun. Und ich bin meiner Frau sehr dankbar, dass sie mich kurz vor dem heutigen Tag an diese Idee erinnert hat, so dass ich die Gelegenheit, die ich mit dieser Dankesrede erhalte, wirklich zu schätzen weiß.

Chaya – Ich danke Dir dafür.

Und nun möchte ich die Gelegenheit nutzen, im Namen von uns beiden, Rabbiner Pertsovksy und mir, all denen unser Dank auszusprechen, die uns unterrichtet haben, all denen, die uns unterstützt haben und all denen, die dafür gekämpft haben, dass diese Institution wieder existiert – Vielen Dank Ihnen und Euch allen.

Ich komme nun zum Ende meiner Rede und möchte, zum Abschluss, meine große Hoffnung mit Ihnen teilen: dass eines Tages, irgendwo in diesem Land, ein junger Mann seine Rede mit den Worten beginnt: Vor einigen Jahren war ich ein Einwandererkind in Deutschland. Ich wusste nur wenig über das Judentum, wenig über unsere Tradition und unser Erbe und noch weniger von unserer Verantwortung, einander zu helfen. Dann traf ich Rabbi Shlomo Aminov und mein Leben veränderte sich.

Ihnen allen vielen Dank dafür, dass genau dies zu meiner Hoffnung und meinem Gebet geworden ist.

-Es gilt das gesprochene Wort-