In unserem Wochenabschnitt lesen wir davon, dass Avraham, kurz nachdem er sich im verheißenen Land Kenaan niederließ, einer Hungersnot gegenüberstand. Um der Not zu entgehen, entschied er sich zusammen mit seiner Familie nach Ägypten zu gehen. Nahe der Grenze sagte er zu seiner Frau Sarah: “Ich weiß doch, dass du eine sehr schöne Frau bist. Wenn die Ägypter dich sehen [und dich begehren] werden sie sagen ‘das ist seine Frau’ und sie werden mich töten.” In den Kommentaren wird angemerkt, die Anordnung des hebräischen Satzes mache deutlich, dass Avraham seine Frau zuvor nie auf diese Weise betrachtet hat. Erst in diesem Moment sei ihm die wahre Schönheit Sarahs aufgefallen.

R Elijahu, bekannt als der Gaon aus Vilna, erklärt, dass das Land zu jener Zeit “ervat haaretz” – das Höchstmaß an Immoralität erreicht hat. Die Gleichgültigkeit der Bewohner gegenüber moralischen Grundsätzen war so ausgeprägt, dass die gesamte Umgebung davon betroffen war. Sogar Avraham Avinu, der der äußeren Schönheit bisher wenig Bedeutung beimaß und diese schließlich erst zu diesem Zeitpunkt in seiner eigenen Frau wiederfinden konnte.

Ähnliche Anmerkungen finden wir auch im letzten Wochenabschnitt vor. Die Torah berichtet, dass die Unzucht und Perversion der Menschheit einen Höhepunkt erreicht hat und Gott sich demnach entschloss, die Menschheit samt Flora und Fauna zu vernichten. Es heißt zum Beispiel, dass selbst die Tiere anfingen sich mit anderen Arten der Tierwelt zu paaren. Da diese jedoch vom Schöpfer im Gegensatz zum Menschen nicht mit einem freien Willen ausgestattet wurden, stellt sich nun die Frage, weshalb das Augenmerk gerade auf diese Tatsache gelenkt wurde. Schließlich sind sie ihrem instinktiven Trieb völlig ausgeliefert!

Beit haLevi erklärt, dass das Verhalten der Menschheit die Umgebung auf eine solche Weise beeinflusst, dass nicht nur andere Menschen, sondern sogar Tiere, selbst die unbelebte Natur ein Spiegel dessen wird. Die Unzucht der Menschen hatte daher direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Tiere.

Aus diesem Grund raten unsere Weisen, unser Umfeld sorgfältig auszuwählen. Es geht darum, die richtige Entscheidung zu treffen wenn es darum geht, unsere Nachbarn, den Freundeskreis und unser Arbeitsumfeld auszusuchen. Denn die Taten der Menschen um uns herum hinterlässt Spuren. Zum Guten, aber auch zum Schlechten.