Als Haman zu Ahashverosh gekommen ist, um die Erlaubnis für den Massenmord an den Juden zu bekommen, will er den König auch mit Geld überzeugen. Er schlägt ihm vor, dafür 10.000 Kikar von Silber (eine sehr große Summe) zu bezahlen. Interessanterweise weist der König dieses Angebot jedoch mit folgenden Worten ab: „das Geld ist dir gegeben (sprich, das Geld kannst du behalten) sowie das Volk, um das mit ihm (dem Volk) zu tun, was in deinen Augen gut ist“.

Unsere Weisen erklären dies mit folgendem Gleichnis: es waren mal zwei Bauern und jeder hatte ein Feld. Das Feld des einen war voller Gruben und deswegen unbenutzbar, und das Feld des anderen hatte mittendrin einen Hügel, der das Bebauen des Feldes sehr erschwerte. Der Bauer mit den Gruben kam zu seinem Freund  und sagte ihm, dass er sehr gern seinen Hügel „abbauen“ würde, um mit dessen Erde seine eigenen Gruben zu füllen. Im Gegenzug bot er ihm eine hohe Geldsumme an. Der andere Bauer antwortete jedoch: „Ich gewinne, du gewinnst – lass das Geld bei dir“.

Die Kommentatoren erklären, dass Ahashverosh eigentlich die Juden genauso sehr hasste wie Haman. Auch der persische Imperator hat sehnsüchtig darauf gewartet, sein Imperium von den Juden zu „befreien“. Es stellt sich nun die Frage, worauf er eigentlich gewartet hatte? Auch hier kommen die Midrashim uns zur Hilfe.

Als Haman gekommen ist und Ahashverosh vorgeschlagen hat, das jüdische Volk auszuradieren, hat ihn der König zuerst abgewiesen: “Du kannst es vergessen“, meinte Ahashverosh, „der Gott von diesen Leuten rettet sie ständig vor der Vernichtung. Erinnerst du dich nicht daran, was mit dem Paraoh passiert ist? Oder mit Sanheriv? Oder mit den vielen anderen, die ihr Glück versucht haben und von den nichts geblieben ist?
Was war es also dann, dass ihn überzeugt hat? Was hat dem König die Angst genommen, es zu versuchen?
– Es gibt da ein Volk, zerstreut und verstritten unter anderen Völkern –tatsächlich, König, du hast Recht, ihr Gott kann sie retten. Aber das ist nur, wenn zwischen ihnen Frieden und Liebe herrscht. Aber jetzt ist das Volk „zerstreut und verstritten“ – deswegen wird er sie nicht retten!

Haman hatte damals verstanden, was für uns leider nicht immer so klar ist – unsere Stärke liegt in gemeinsamer Freundschaft, Liebe und Toleranz! Nur weil die Juden zu jener Zeit dieses Problem behoben hatten, wurden sie gerettet! Und auch wir sollten diese goldene Regel beherzigen. Wir sollten gemeinsam mit anderen Juden in Freundschaft, Liebe und Toleranz leben.